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Paraschat Chajej Sara: Jitzchak als Inspiration für unsere Gebete
Awraham feilschte mit G’tt,
die Stadt Sodom wurde zerstört,
Jitzchak ist geboren,
Hagar (die 2. Frau Awrahams) und (ihr Sohn) Ischmael wurden vertrieben,
und in der Akeda wurde Jitzchak von seinem Vater fast geopfert …
die Parascha von letzter Woche, paraschat Wajera, war voller Drama.
Diese Woche kommt wieder ein ereignisvoller Wochenabschnitt, nämlich Chaye Sara.
Er öffnet mit dem Hinschied und der Beerdigung Sarahs und schliesst mit dem Ende des Leben Awrahams.
Und im Zentrum unserer Parascha : ein Generationenübergang.
Awraham schickt seinen Diener nach Aram Naharayim, um dort eine Frau für Jitzchak zu suchen.
Er wurde fündig, Riwka kommt mit ihm zurück nach Kana’an und sie wird zu Jitzchaks Frau.
Über dieses Paar, Riwka und Jitzchak, gibt es so viel zu sagen!
Jitzchak zeichnet sich von den anderen Patriarchen dadurch aus, dass er der einzige ist, der mit nur einerFrau lebt.
Er ist auch der erste in der Torah, von dem es steht, dass er seine Frau liebte,

וַיְבִאֶ֣הָ יִצְחָ֗ק הָאֹ֙הֱלָה֙ שָׂרָ֣ה אִמּ֔וֹ וַיִּקַּ֧ח אֶת־רִבְקָ֛ה וַתְּהִי־ל֥וֹ לְאִשָּׁ֖ה וַיֶּאֱהָבֶ֑הָ וַיִּנָּחֵ֥ם יִצְחָ֖ק אַחֲרֵ֥י אִמּֽוֹ׃

... Er nahm Riwka zur Frau und liebte sie ...

Wie wir in unserer Parascha lesen.
Und in der ersten Begegnung zwischen den beiden schwebt etwas Romantisches in der Luft:
Die Sonne steht tief am Horizont,
Die Luft wird kühler,
Die Büsche und Blätter leuchten im Abendlicht.
Wie wird dies in der Tora genau beschrieben? Hören wir dem Passuk zu:

וַיֵּצֵ֥א יִצְחָ֛ק לָשׂ֥וּחַ בַּשָּׂדֶ֖ה לִפְנ֣וֹת עָ֑רֶב וַיִּשָּׂ֤א עֵינָיו֙ וַיַּ֔רְא וְהִנֵּ֥ה גְמַלִּ֖ים בָּאִֽים׃

Am Abend ging Jitzchak hinaus, um auf dem Feld zu beten. Und er blickte auf und sah, und siehe, Kamele kamen daher.

Am Anfang dieses passuks erscheint das Wort « lasuach », was ich jetzt gerade mit « beten » übersetzt habe: « Jitzchak ging hinaus, um auf dem Feld zu beten »
Doch die richtige Übersetzung des Worts «lasuach» ist überhaupt nicht eindeutig, sie ist sogar mysteriös, da dieses Wort, «lasuach» nur einmal im ganzen Chumasch erscheint.
Dieses Phänomen heisst in der Linguistik « hapax legomenon ».
Wenn ein Wort nur einmal in einem Textkorpus erscheint, weiss man oft nicht genau, was er bedeutet. Man kann nicht mehrere Verwendungen vom Wort in verschiedenen Kontexten vergleichen, um daraus seine Bedeutung abzuleiten.
Zu welchem Zweck also geht Jitzchak auf das Feld hinaus?
Wenn Sie verschiedene Übersetzungen der Tora aufschlagen, werden Sie verschiedene Übersetzungen finden.
Manche übersetzen «lasuach» mit «spazieren gehen», sie folgen damit den Kommentar Ibn Ezras, der erklärt:
לשוח. ללכת בין השיחים

Lasuaḥ: Zwischen den Büschen spazieren gehen.

Andere folgen eher Raschbams Verständnis vom Wort und übersetzen es mit «um sich auf dem Feld zu beschäftigen.», Raschbam sagt, dass Jitzchak hinausging um « Bäume zu pflanzen und seine Arbeiter zu beaufsichtigen.»
Eine andere, sehr verbreitete Übersetzung lautet «meditieren» oder «sinnieren».
Die Übersetzung der Septuagint geht in diese Richtung, und in der Vulgate lautet die lateinische Formulierung «ad meditandum», “um zu meditieren”.
Diese Vielfalt von Übersetzungen stellen ganz verschiedene Bilder von Jitzchak zusammen:
Ist er ein sorgfältiger Landwirt, der seine Felder beaufsichtigt?
Ist er jemand, der Ende Nachmittag gerne spazieren geht?
oder ist Jitzchak eine Art Mystiker, der gegen Abend in der Natur meditiert?
Die G’mara in Brachot nimmt Stellung dazu: Jitzchak geht in das Feld hinaus, um zu beten.
Massechet Brachot (26b) handelt von der Herkunft der Tfila, des Gebets.
In diesem Zusammenhang taucht eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Gelehrten des Talmuds auf.

אִיתְּמַר, רַבִּי יוֹסֵי בְּרַבִּי חֲנִינָא אָמַר: תְּפִלּוֹת אָבוֹת תִּקְּנוּם. רַבִּי יְהוֹשֻׁעַ בֶּן לֵוִי אָמַר: תְּפִלּוֹת כְּנֶגֶד תְּמִידִין תִּקְּנוּם.

It was stated: Rabbi Yosei, son of Rabbi Ḥanina, said: The practice of praying three times daily is ancient, albeit not in its present form; prayers were instituted by the Patriarchs. However, Rabbi Yehoshua ben Levi said that the prayers were instituted based on the daily offerings sacrificed in the Holy Temple.

Der eine, Rabbi Yossey beRabbi Chanina meint:
Tfilot Avot tiknum
Unsere Patriarchen führten unsere Gebete ein.
Awraham führte das Morgengebet Schacharit ein,
Jitzchak das Nachmittagsgebet Mincha,
Und Jaakow das Abendgebet, Maariw.
Der andere, Rabbi Yehoschua ben Lewi meint:
Die Gebete seien nicht von den Avot, den Patriarchen eingeführt, sondern sie wurden als Pendant zu den drei täglichen Opfern eingesetzt:
Auf Hebräisch: Tfilot keneged tmidim tiknum
Doch handelt es sich um eine rein technische Diskussion über die Herkunft der Tfilot?
Während sich die Debatte entfaltet wird deutlicher und deutlicher,
Dass zwischen den Zeilen des Talmuds eine wesentliche Frage über die Essenz der Tfila hervorkommt:
Ist Tfila eine Institution, parallel zum Beit HaMikdasch,
in der klare Regeln und Halachot herrschen:
wann wird gebetet, was wird gebetet, wie wird gebetet.
In welcher, der Inhalt vorgegeben ist,
und in der, wie in den täglichen Opfern, wenig Raum für Individualität und persönliche Gefühle geschaffen wird?
Oder
... ist Tfila ein äusserst menschlicher Ausdruck von Gefühlen,
In dem Spontaneität und Innovation herrschen,
und Tfila aus dem Herzen spricht, je nachdem, was gerade im Leben des Betenden geschieht?
Die Anerkennung dieser Spannung ist sehr wichtig.
Was aber seltsam in der Argumentation der G’mara ist, ist die Auswahl des Passuks.
Als die G’mara anhand des Toratextes nachweisen will, dass Jitzchak am Nachmittag betet, wählt sie den Passuk von dem wir gesprochen haben:

וַיֵּצֵ֥א יִצְחָ֛ק לָשׂ֥וּחַ בַּשָּׂדֶ֖ה לִפְנ֣וֹת עָ֑רֶב וַיִּשָּׂ֤א עֵינָיו֙ וַיַּ֔רְא וְהִנֵּ֥ה גְמַלִּ֖ים בָּאִֽים׃

Gegen Abend ging Jitzchak hinaus, um auf dem Feld … LASUACH ... zu machen.

Und die Gmara behauptet

יִצְחָק תִּקֵּן תְּפִלַּת מִנְחָה, שֶׁנֶּאֱמַר ״וַיֵּצֵא יִצְחָק לָשׂוּחַ בַּשָּׂדֶה לִפְנוֹת עָרֶב״, וְאֵין ״שִׂיחָה״ אֶלָּא תְּפִלָּה, שֶׁנֶּאֱמַר ״תְּפִלָּה לְעָנִי כִי יַעֲטֹף וְלִפְנֵי ה׳ יִשְׁפֹּךְ שִׂיחוֹ״.

...

Dieses “lasuach” ist nichts anders als “beten”

...

Wenn die G’mara Beispiele von Gebeten Jitzchaks gesucht hätte, hätte sie aber einen Passuk auswählen können, in dem es explizit steht, dass Jitzchak betet!
Statt einem passuk, mit einem unglaublich unklaren Wort wie lasuach.
In der Parascha von nächster Woche, lesen wir zum Beispiel: