מפני מה הזהירה תורה בל"ו מקומות (ואמרי לה במ"ו מקומות) בגר? מפני שסורו רע.
Warum hat die Tora 36-mal (und manche sagen 46-mal) über den Fremdling (ger) gesprochen? Weil der Natur [von Menschen] böse ist.
(יד) לֹא־תַעֲשֹׁ֥ק שָׂכִ֖יר עָנִ֣י וְאֶבְי֑וֹן מֵאַחֶ֕יךָ א֧וֹ מִגֵּרְךָ֛ אֲשֶׁ֥ר בְּאַרְצְךָ֖ בִּשְׁעָרֶֽיךָ׃ ... (יז) לֹ֣א תַטֶּ֔ה מִשְׁפַּ֖ט גֵּ֣ר יָת֑וֹם וְלֹ֣א תַחֲבֹ֔ל בֶּ֖גֶד אַלְמָנָֽה׃ ... (יט) כִּ֣י תִקְצֹר֩ קְצִֽירְךָ֨ בְשָׂדֶ֜ךָ וְשָֽׁכַחְתָּ֧ עֹ֣מֶר בַּשָּׂדֶ֗ה לֹ֤א תָשׁוּב֙ לְקַחְתּ֔וֹ לַגֵּ֛ר לַיָּת֥וֹם וְלָאַלְמָנָ֖ה יִהְיֶ֑ה לְמַ֤עַן יְבָרֶכְךָ֙ ה' אֱלֹהֶ֔יךָ בְּכֹ֖ל מַעֲשֵׂ֥ה יָדֶֽיךָ׃ (כ) כִּ֤י תַחְבֹּט֙ זֵֽיתְךָ֔ לֹ֥א תְפָאֵ֖ר אַחֲרֶ֑יךָ לַגֵּ֛ר לַיָּת֥וֹם וְלָאַלְמָנָ֖ה יִהְיֶֽה׃ (ס) (כא) כִּ֤י תִבְצֹר֙ כַּרְמְךָ֔ לֹ֥א תְעוֹלֵ֖ל אַחֲרֶ֑יךָ לַגֵּ֛ר לַיָּת֥וֹם וְלָאַלְמָנָ֖ה יִהְיֶֽה׃
14. Bedrücke keinen dürftigen und armen Tagelöhner, der zu deinen Volksgenossen oder zu deinen Fremdlingen (gercha) gehört, die bei dir in deinem Lande, in deinen Ortschaften leben. [...]
17. Du sollst das Recht des Fremdlings (ger) und einer Waise nicht beugen und das Kleid einer Witwe nicht pfänden. [...]
19. Wenn du beim Abernten deines Feldes eine Garbe auf dem Felde vergessen hast, so sollst du nicht umkehren, um sie zu holen: sie soll den Fremdlingen (ger), den Waisen und den Witwen gehören, damit Hashem, dein G-tt, dich bei allem, was du unternimmst, segnet. 20. Wenn du deine Ölbäume abklopfst, sollst du hinterher nicht noch Nachlese an den Zweigen halten: was an Früchten noch übrig ist, soll den Fremdlingen (ger), den Waisen und den Witwen zugute kommen. 21. Wenn du die Lese in deinem Weinberge hältst, sollst du hinterher nicht noch eine Nachlese vornehmen: was (an Trauben) noch übrig ist, soll den Fremdlingen (ger), den Waisen und den Witwen zufallen.
(לג) וְכִֽי־יָג֧וּר אִתְּךָ֛ גֵּ֖ר בְּאַרְצְכֶ֑ם לֹ֥א תוֹנ֖וּ אֹתֽוֹ׃ (לד) כְּאֶזְרָ֣ח מִכֶּם֩ יִהְיֶ֨ה לָכֶ֜ם הַגֵּ֣ר הַגָּ֣ר אִתְּכֶ֗ם וְאָהַבְתָּ֥ לוֹ֙ כָּמ֔וֹךָ כִּֽי־גֵרִ֥ים הֱיִיתֶ֖ם בְּאֶ֣רֶץ מִצְרָ֑יִם אֲנִ֖י ה' אֱלֹהֵיכֶֽם׃
33. Wenn ein Fremdling (ger) sich bei dir in eurem Land lebt, so sollt ihr ihn nicht unterdrücken; 34. wie ein Einheimischer aus eurer eigenen Mitte soll euch der Fremdling (ger) gelten, der unter euch lebt, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid ja selbst Fremdlinge (gerim) im Land Ägypten gewesen. Ich bin der Ewige, euer Gott.
אני ה' אלהיכם. אלהיך ואלהיו אני:
"Ich bin der Ewige, euer Gott" - dein Gott sowie sein Gott bin ich.
Samson Raphael Hirsch (1808 - 1888), Pentateuch-Kommentar
“So sollt ihr ihn nicht unterdrücken” - Dort hieß es “לא תונה - du sollst nicht”, and war damit zunächst der Staat als solcher vor Kränkung des Fremden gewarnt, ihn in Rechten und Pflichten dem Einheimischen nicht nachzustellen. Hier, “לא תונו - ihr sollt nicht”, im Plural, fordert von der Volksgesellschaft in allen ihren Gliedern, ihn nicht im bürgerlichen Gesellschaftsverkehr seine Fremdlingsschaft, auch nicht mit einem kränkenden Worte fühlen zu lassen. Vielmehr: “כאזרח מכם - wie ein Einheimischer”, entweder: wie ein Eingeborener von euch, d.h. von den Eurigen, oder: wie ein von euch Eingeborener, d.h. ein von euch Abstammender, in eurem Lande Geborener. Jedenfalls spricht es die völlige Gleichstellung und Gleichbehandlung aus, und nicht nur im Recht, sondern auch in der Liebesgesinnung und der Liebesthatenpflicht…
“Denn ihr seid ja selbst Fremdlinge im Land Ägypten gewesen” - ihr habt es selbst kennen gelernt, zu welchen Härten ein Land sich verirrt, in welchem im Fremdling die Menschenrechte verkannt werden. Euer Unglück in Ägypten war, daß ihr Fremdlinge waret, daraus floß eure Sklaverei und euer Elend. Die Rechtkonstitution eures Landes wurzelt daher in dem Prinzip der völligen Rechtsgleichheit aller Einwohner, gleichviel ob einheimisch oder eingewandert, vor dem Gesetze. Die von euch anzustrebende Lebensheiligung in Gesinnung und That fordert aber ein mehreres, fordert auch die volle Gleichstellung des fremden mit dem einheimischen Bruder in eurer Anschauung, eurer Gesinnung, eurem Wohlwollen, ja, will eben in der Liebe, die ihr dem aus der Fremde bei euch Eingewanderten entgegen tragt, erkennen, daß in Wahrheit “אני ה’ - ich bin der Ewige." "Eure Gott”: in Warheit Gott euer Gott sei, und ihr in Wahrheit um seinetwillen alle seine Kinder mit brüderlicher Liebe umfanget. Die Achtung und Liebe des Fremden ist der echte Probierstein eurer Gottesfurcht und eurer Gottesliebe.
(טז) לֹא־תַסְגִּ֥יר עֶ֖בֶד אֶל־אֲדֹנָ֑יו אֲשֶׁר־יִנָּצֵ֥ל אֵלֶ֖יךָ מֵעִ֥ם אֲדֹנָֽיו׃ (יז) עִמְּךָ֞ יֵשֵׁ֣ב בְּקִרְבְּךָ֗ בַּמָּק֧וֹם אֲשֶׁר־יִבְחַ֛ר בְּאַחַ֥ד שְׁעָרֶ֖יךָ בַּטּ֣וֹב ל֑וֹ לֹ֖א תּוֹנֶֽנּוּ׃
16. Einen Knecht, der sich vor seinem Herrn zu dir geflüchtet hat und bei euch Schutz sucht, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern: 17. er soll bei dir, in deiner Mitte, wohnen an dem Ort, den er in einer deiner Ortschaften erwählt, wo es ihm gut dünkt: du sollst ihm keine Schwierigkeiten machen.
ואמרו "לא תסגיר עבד אל אדוניו" עם היותו רחמנות - יש בזאת המצוה תועלת גדולה והיא שנתנהג בזאת המידה הנכבדת והוא - שנעזור מי שיעזר בנו ונשמרהו ולא נסגירהו ביד מי שברח ממנו. ולא די שתעזור מי שיעזר בך אלא שאתה חייב לעיין בתיקוניו ותיטיב לו ולא תכאיב לבבו בדברים - והוא אמרו ית' "עמך ישב בקרבך... באחד שעריך בטוב לו לא תוננו". ועוד שחיב זה הדין בפחות שבבני אדם והוא העבד - כל שכן אם יעזר בך איש נכבד שראוי לך לעשות מה שראוי לו.
Führer der Unschlüssigen 3:39, Maimonides (1135-1204)
Mitgefühl wird auch in dem Gesetz "Einen Knecht sollst du seinem Herrn nicht ausliefern" thematisiert, sondern es lehrt eine sehr nützliche Lehre, nämlich, dass wir diese gute Tugend stets ausüben sollen, denjenige zu helfen und diejenigen zu schützen, die um unsere Hilfe bitten und sie nicht denen ausliefern, vor denen sie fliehen; und es reicht nicht aus, denen zu helfen, die flüchten; wir müssen uns um ihre Interessen kümmern, nett zu ihnen sein und sie nicht durch harsche Worte verletzen. Das Gesetz sagt: "Er soll bei mit dir wohnen, sogar bei dir, an dem Ort, den er innerhalb deiner Pforten wählt: du sollst ihm keine Schwierigkeiten machen". Das schulden wir den niedrigsten unter den Menschen, den Sklaven; wie viel grösser ist dann unsere Verpflichtung gegenüber den Freigeborenen, die um unsere Hilfe bitten?